Stephen Conroy. Sein Selbst- und Menschenbild
»Dem Selbstporträt Stephen Conroys, besonders dem gezeichneten, ist dieses Buch gewidmet. Der bei Glasgow lebende Künstler malt und zeichnet immer offensiver sein Gesicht. Es ist überwiegend ernst und streng charakterisiert, so als ob er sich den Satz des englischen Geschichtsphilosophen Arnold Joseph Toynbee (1889 – 1975) zu eigen gemacht hätte, dass der eigentliche Weg nach Innen führt. Der Ernst, mit dem diese Selbstansichten vorgetragen sind, hat die Tendenz zur Melancholie und zur Schwermut. Aber keine, die Bemitleidung erheischen will, keine die sich selbst zur tragischen Rolle stilisiert. Diesem Conroy ist klar geworden, dass Nachdenklichkeit, dass Innehalten die eigentlichen Quellen für Selbsterfahrung sind und damit bereichernd wirken können.«
Herwig Guratzsch, »Sein Selbst- und Menschenbild«, in: Stephen Conroy, Düsseldorf 2010
Conroy knüpft damit an Künstler wie Rembrandt und van Gogh an, denen es um ähnliche subjektive Überprüfung ging – dass das Selbstbildnis mit der zusätzlichen Schwierigkeit zu kämpfen hat, dass man sich nicht selbst »richtig« sehen kann, sondern nur intuitiv, weil der zu Hilfe genommene Spiegel die Seiten vertauscht. Dies erhöht den Anspruch und vermehrt die Spannung. Für den Künstler ist damit die Unsicherheit verbunden, die das Dilemma verstärkt, dass ein Selbstporträt zwischen seitenverkehrtem Sehen und vom Anderen anders Gesehenwerden liegt. Niemand kann das auflösen, und jedes Resultat bleibt in geheimnisvoller Schwebe zwischen beiden Polen. Darin liegt die Ambivalenz der Darstellung, ihre auch den Betrachter bewegende Faszination, weil der Künstler sich natürlich auch mit den Augen des Anderen sehen möchte und es doch nicht kann.
Künstler: Stephen Conroy
Herausgeber: Beck & Eggeling Kunstverlag
Text: Herwig Guratzsch
Design: Beck & Eggeling (Antonia Eggeling)
Deutsch, Englisch, Italienisch
Hardcover, 17,5 x 12,5 cm
70 Seiten, 21 Abbildungen
Verfügbare Werke des Künstlers
Dazugehörige Ausstellung
Stephen Conroy. Portraits
Düsseldorf / 1. November – 4. Dezember 2006
Conroy löst die Porträtierten aus ihrem charakterisierenden Hintergrund. Doch lässt er den Menschen real und abstrahiert ihr Umfeld, das er aus geometrischen Flächen oder Streifen zusammensetzt –...
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