Tadeusz. Figur

Mit der Ausstellung Tadeusz. Figur. präsentiert Beck & Eggeling International Fine Art das Werk des Malers Norbert Tadeusz (1940–2011) erstmalig mit einer Einzelausstellung in Wien. Die Eröffnung findet statt am Donnerstag, 26. April 2018 um 19 Uhr in der Margaretenstraße 5/19, Wien.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Estate Norbert Tadeusz, mit dem die Galerie seit 2016 eng zusammenarbeitet.

Der damals 21-jährige Norbert Tadeusz wechselte 1961 von der Werkkunstschule in seiner Heimatstadt Dortmund an die Kunstakademie in Düsseldorf, das sich gerade anschickte, zum (zumindest zeitweiligen) Zentrum der Avantgarde in (West-)Deutschland zu avancieren. Zu dieser Zeit, leiteten die Protagonisten des deutschen Informel die Malereiklassen. Zu dieser Zeit erdachte die Gruppe ZERO die Kunst vom Nullpunkt aus neu und feierte erste internationale Erfolge. Zu dieser Zeit betrat auch der größte deutsche ›Neudenker‹, Joseph Beuys, die Bühne, zu der er die Düsseldorfer Akademie bald für sich machen würde. In dessen Klasse für Bildhauerei landet Tadeusz nach Versuchen in den Klassen von Gerhard Hoehme und Joseph Fassbender schließlich, entnervt vom Dogma der Abstraktion, schließlich (kurzzeitig tatsächlich mit dem Gedanken spielend, Bildhauer zu werden).

In dieser Zeit also entscheidet sich Norbert Tadeusz für die gegenständliche, realistische Malerei. Den spöttelnden Kommentaren seiner Kommilitonen (Polke, Richter, Palermo u.a.), ob er denn schon nachdenke oder immer noch male, dem erweiterten Kunstbegriff seines Professors, allen folgenden Diskursen und Strömungen, die die figurative Malerei – wenn überhaupt – nur als Medium konzeptueller Ansätze oder bestenfalls noch gesellschaftspolitischer Stellungnahmen gelten ließen, entgegnete er trotzig-selbstbewusst mit dem Spruch »Ich bin kein Künstler, ich bin Maler.« In diesem Sinne ist seine Kunstimmer auch eines: eine Feier der...

Der damals 21-jährige Norbert Tadeusz wechselte 1961 von der Werkkunstschule in seiner Heimatstadt Dortmund an die Kunstakademie in Düsseldorf, das sich gerade anschickte, zum (zumindest zeitweiligen) Zentrum der Avantgarde in (West-)Deutschland zu avancieren. Zu dieser Zeit, leiteten die Protagonisten des deutschen Informel die Malereiklassen. Zu dieser Zeit erdachte die Gruppe ZERO die Kunst vom Nullpunkt aus neu und feierte erste internationale Erfolge. Zu dieser Zeit betrat auch der größte deutsche ›Neudenker‹, Joseph Beuys, die Bühne, zu der er die Düsseldorfer Akademie bald für sich machen würde. In dessen Klasse für Bildhauerei landet Tadeusz nach Versuchen in den Klassen von Gerhard Hoehme und Joseph Fassbender schließlich, entnervt vom Dogma der Abstraktion, schließlich (kurzzeitig tatsächlich mit dem Gedanken spielend, Bildhauer zu werden).

In dieser Zeit also entscheidet sich Norbert Tadeusz für die gegenständliche, realistische Malerei. Den spöttelnden Kommentaren seiner Kommilitonen (Polke, Richter, Palermo u.a.), ob er denn schon nachdenke oder immer noch male, dem erweiterten Kunstbegriff seines Professors, allen folgenden Diskursen und Strömungen, die die figurative Malerei – wenn überhaupt – nur als Medium konzeptueller Ansätze oder bestenfalls noch gesellschaftspolitischer Stellungnahmen gelten ließen, entgegnete er trotzig-selbstbewusst mit dem Spruch »Ich bin kein Künstler, ich bin Maler.« In diesem Sinne ist seine Kunst immer auch eines: eine Feier der Malerei selbst.

Norbert Tadeusz bewunderte die alten Meister, besonders die italienischen Renaissancekünstler, er bewunderte die Großmeister der Moderne und auch eine handvoll Zeitgenossen. Er hat sich nie gescheut, auf diese Vorbilder – mal mehr, mal weniger offensichtlich – in den eigenen Werken zu verweisen, im Gegenteil: in der profunden Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte gründete er sein Werk. Nicht als Epigone, sondern als Handwerker, der die tradierten Techniken und Errungenschaften der Kunstgeschichte geschickt für sich nutzte und weiterführte. Figur und Raum, Perspektive, Farbe, Licht und Schatten – die Parameter unserer sichtbaren Wirklichkeit waren auch die Parameter seiner künstlerischen Arbeit, die er mit jedem neuen Bild aufs neue auslotete.

Die Komposition stand für ihn stets an erster Stelle, erst dann folgte das Sujet. Räume, Körper, Dinge, selbst alltägliche Nebensächlichkeit – ein paar Schuhe unter dem Bett, ein Lichtreflex an der Wand – in seinen Bildern konnte alles zur visuellen Sensation geraten. Norbert Tadeusz wusste um den Zauber der Malerei. Und er wusste, dass die Malerei nicht neu erfunden, in Konzepte oder Diskurse eingezwängt werden muss um zu erstaunen, zum Nachdenken anzuregen und zu berühren.

In den gut 50 Jahren künstlerischer Arbeit hat Norbert Tadeusz ein umfangreiches Werk geschaffen, das man im Rahmen einer Galerieausstellung nur fokussiert auf bestimmte Aspekte betrachten kann. Tadeusz. Figur. beschränkt sich dabei auf einen der vielleicht grundlegendsten Aspekte im Werk des Künstlers: Körper und Raum. Mit Akten, Interieurs und Stilleben aus insgesamt 40 Jahrzehnten kann die Ausstellung aber einen umfassenden Überblick über Entwicklungen in Stil und Technik im Werk von Norbert Tadeusz bieten.

Von Beginn an bildete die Darstellung des menschlichen Körpers, genauer gesagt der weibliche Akt, einen Schwerpunkt im Werk des Künstlers, in den frühen Jahren seiner Karriere hat er damit manchen Skandal provoziert. Die Körper scheinen oft in unnatürlichen Positionen zu verharren, hängen an Seilen von der Decke, die Zeit scheint eingefroren, die Perspektiven ergeben teils extreme Ansichten. Nacktheit aber war für Tadeusz eher eine (seit der griechischen Antike über alle Jahrhunderte formulierte) heroische Formel, eine existenzielle Sicht auf den Menschen, den er als ganzes sah. Dazu gehörte auch die Erotik, die er aber nie zum Selbstzweck werden ließ.

Der Kunsthistoriker Klaus Wittkamp schreibt hierzu: »[…] die Körper, die sämtliche Farbtöne und Lichtreflexe in sich aufnehmen. Individualität, spezifischer Ort oder aktuelles Ereignis sind ohne Bedeutung. Tadeusz geht es […] um das Verhältnis unserer körperlichen Existenz im Raum, und es geht ihm um die Grundbedingungen dieser Existenz. Es geht ihm um reine Malerei, die den Körper erst hervorbringt. […] Für Norbert Tadeusz ist die Oberfläche der Haut wie die Oberfläche des Bildes. Die Haut wird zur Leinwand, auf der er die Körper projiziert. Fleisch und Seele werden zum Rohmaterial für die Erfahrung des Menschseins. Es entstehen Körper, die sich gegen das isolierende Kraftfeld des Raumes wenden. Angespannte, ausgesetzte Körper, deren Bewegungslosigkeit oder Straucheln als Bedingung für den Blick des Menschen auf sich selbst erscheint. Der Körper gilt Tadeusz als Indiz für das Leben, als Beweis für die Leere, die Vergänglichkeit und für die Fülle des Lebens.«

Den Raum konstruierte Tadeusz in frühen Arbeiten durch sich stark voneinander abgrenzenden Farbflächen und gab damit doch immerhin seine Beschäftigung mit den abstrakten Zeitgenossen preis. Auch wenn er diese Technik bis in sein Spätwerk fortsetzte, beginnen in späteren Arbeiten auch Räume aus einen diffusen Wechselspiel aus Farbe und Licht erschaffen, die Konturen verwischt, wie mit halbgeschlossenen Augen gesehen oder aus einer unscharfen Erinnerung herrührend. Auch die leeren Räume scheinen keine konkreten Orte wiederzugeben, sondern eher die Möglichkeiten des Malers auszuloten, die sichtbare Welt, unsere Wirklichkeit, zu erfassen. Farbe – Licht – Raum.

Und doch: auch wenn Tadeusz kokett von sich behauptete, er male nur, was er sehe, philosophisches interessiere ihn dabei nicht, sind seine Arbeiten mehr als bloße Abbilder der Wirklichkeit, mehr als Leistungsschau technischer Finessen. »Die Bildfläche ist die Welt des Malers Norbert Tadeusz, das Bild als eigenständiger Kosmos sein Idol. In Auseinandersetzung mit der Kunst der Gegenwart und der Vergangenheit schafft er seine Bilder, bringt neue Momente, Motive, Beweggründe, Emotionen durch Beobachtungen in der ihn umgebenden Wirklichkeit ein und schafft so Gemälde von starker emotionaler und formaler Kraft, von physischer Gegenwärtigkeit, die jeder unmittelbar erfährt,und symbolischer Bedeutung, die erarbeitet werden muß. Geschenkt wird einem nichts, aber viel gegeben […].« (Hans Albert Peters)

Norbert Tadeusz (1940–2011) wurde in Dortmund geboren und studierte von 1961 bis 1966 an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme, Joseph Fassbender und Joseph Beuys. Die erste institutionelle Einzelausstellung fand 1970 im Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof statt und es folgten zahlreiche Einzelausstellungen in deutschen Institutionen. 1982 nahm er an der Biennale in Venedig teil und stellte später in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten aus. Auf der Museum Insel Hombroich befindet sich seit 1992 der Tadeusz Pavillon, der speziell zur Präsentation seiner Monumentalgemälde errichtet wurde. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war er Professor an den Kunsthochschulen in Münster, Karlsruhe, Berlin und Braunschweig. Norbert Tadeusz starb am 11. Juli 2011 in seinem Atelier in Düsseldorf. Zuletzt fanden viel beachtete Ausstellungen seiner Arbeiten im ESMoA (in Zusammenarbeit mit dem Los Angeles County Museum of Art), El Segundo, USA, und der Faurschou Foundation in Hong Kong, China, statt.

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